Essen als Event – Wie wir trotz Digitalisierung satt werden

ESSEN ALS EVENT

WIE WIR TROTZ DIGITALISIERUNG SATT WERDEN

Pling – da ist es: Ein farbenfrohes Bild mit den gerade kreierten Leckereien, eindrucksvoll auf dem Teller drapiert! Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ja, doch, mein Magen könnte sich mit diesem Menü durchaus anfreunden. Leider liegen schlappe 581 Kilometer zwischen mir und diesen Teller. Die Digitalisierung macht’s möglich. In Echtzeit erreicht mich das Ergebnis einer Kochorgie meiner Freundin während ich an meiner Teetasse nippe. Das ist der digitale Megatrend, der seit Jahren zu beobachten ist. Doch nicht nur das Ergebnis wird präsentiert, immer mehr wird bereits auch die Herstellung für die Menschheit festgehalten. Dabei geht es nicht um Tütensuppen, vielmehr um aufwendig produzierte kulinarische Köstlichkeiten. Einer Studie zufolge teilen mittlerweile fast 14 Millionen Deutsche mehrmals im Monat oder sogar mehrmals in der Woche ihre Koch-Kreationen. Damit erhält unser Essen eine ganz neue Bedeutung und Dimension. Zwar wird immer seltener in geselliger Runde gegessen, doch ist das Bedürfnis bei so vielen groß, das Erlebnis zu teilen. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Portalen, Foren oder Foodblogs, die sich zunehmend größerer Leser-und Zuschauerschaft erfreuen.

Die Digitalisierung ermöglicht uns mit wenigen Klicks raffinierte, schnelle oder einfache Rezepte zu suchen und zu finden. Und eifrig wird dort auch darüber diskutiert, wenn ein Menü nicht gelingen will, woran es liegen könnte. Da frage ich mich, was bringt es uns, mit viel Aufwand und Mühe ein leckeres Essen zu fabrizieren, wenn wir hinterher am Tisch mit nur einem Gedeck sitzen. Keiner mit uns über den verführerischen Duft in Vorfreude auf kommenden Genuss lacht. Da ziehe ich es doch vor, mit Freunden bei einem Glas Wein zusammen zu sitzen, dabei das Holzofenbrot vom hiesigen Bäcker mit Butter und frisch geschnittenem Schnittlauch auf den Tellern. Und wie reagieren wir beim nächsten geposteten kulinarischen Highlight? Ein Bild macht eben leider noch nicht satt. Doch auch hier schafft die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten. Pling – da ist sie geschickt, die Frage: Hast du genug für zwei gekocht? Dann setz ich mich ins Auto und komm schnell vorbei! Glücklich ist der, den keine 581 Kilometer vom Koch trennen.