Frauen in Führungspositionen – Wenn Gleichberechtigung nur auf dem Papier sichtbar ist

„Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.“

Dieses Zitat stammt von Theresa von Avila. Sie lebte im sechzehnten Jahrhundert (!), ist eine katholische Heilige und reformierte den Karmeliterorden.

Heute, ein paar Jahrhunderte später ist Gleichberechtigung selbstverständlich – sollte man meinen. Und doch ist die traurige Wahrheit eine ganz andere. Immer noch finden sich in den Chefetagen und Führungspositionen überwiegend Männer. Warum? Bei gleicher Qualifikation fällt die Entscheidung fast immer zugunsten des Mannes aus.

Gelingt es der Frau, eine Führungsposition zu übernehmen, muss sie um ein vielfaches mehr leisten, um anerkannt, respektiert und erfolgreich zu sein. Wen wundert es da, dass sich qualifizierte Frauen mitunter gar nicht auf leitende Stellen bewerben. Wer möchte sich schon täglich auf den Kampf gegen Missachtung, Ignoranz bis hin zu Mobbing einlassen. Meist bedeutet es auch immer noch, als Frau die gleiche Arbeit für 20 Prozent weniger Gehalt zu tun. Da braucht Frau durchaus ein hohes Maß an Motivation.

Stellen Sie sich einen Wettlauf im Stadion vor: Der Mann steht am Start, durchtrainiert, sportlich gekleidet und von seinem Fanclub angefeuert. Die Frau, allein, durchtrainiert, mit einem Rucksack auf dem Rücken in dem ihre Kinder sitzen, in beiden Händen  Einkaufstaschen. Die Hürden, die auf ihrer Bahn stehen, hat sie fest und entschlossen im Blick. Der Mann bekommt zehn Meter Vorsprung. Was glauben Sie, wer das Rennen gewinnt?

Solange die Leistungen der Frauen an strengeren Kriterien gemessen werden als die der Männer, wird es auch die Frauenquote nicht schaffen, mehr Frauen in der Chefetage zu positionieren. Schade, denn wenn Männer führen, dann tun sie es so, wie sie können. Im Idealfall bringen sie neben ihren fachlichen Qualifikationen ihre individuelle Persönlichkeit zum Wohle des Unternehmens ein. Frauen führen genauso: fachlich qualifiziert und mit Individualismus, weder schlechter noch besser – anders eben. Das wäre die Chance, Unternehmenskulturen zu ändern und durch Vielseitigkeit zu verbessern.

Voraussetzung dafür sind jedoch vor allem der respektvolle Umgang, die Wertschätzung und Anerkennung des Gegenübers ohne Beachtung des Geschlechts. Das erscheint als sehr schwieriger Prozess, dessen Ende noch nicht absehbar ist.    

Ich wünsche mir, dass es nicht weitere Jahrhunderte dauert, bis Gleichberechtigung nicht mehr ein Thema darstellt, über das ständig diskutiert werden muss, sondern einfach eine Selbstverständlichkeit verkörpert, über die niemand auch nur noch einen Gedanken verschwendet.