Burnout – wenn Arbeit die Seele verbrennt

Der Wecker klingelt. Der schnelle Griff zur Schlummer-Taste ist Routine: noch einmal umdrehen und die Wärme des Bettes genießen! Liegen bleiben wäre zu schön!  Wer kennt das nicht. Doch es hilft nix, denn der Zeitplan ist knapp, der Weg ins Büro lang und für einen Kaffee soll es auch noch reichen. Also raus aus den Federn und unter die Dusche gehüpft! Das bringt die Lebensgeister in Schwung.

Der Eine ist schneller in seinem Tag angekommen, der Morgenmuffel braucht etwas länger für das Erreichen seiner Betriebstemperatur, aber normalerweise ist irgendwann jeder mehr oder manchmal auch weniger fit, um sich seinem täglichen Arbeitspensum zu stellen. 

Was jedoch, wenn ich schlecht oder kaum geschlafen habe, beim Klingeln des Weckers sich tiefer Frust und innere Ablehnung breit machen beim ersten Gedanken an Büro, Chef, Kollegen oder bevorstehende Aufgaben? Das Gefühl des Versagens übermächtig ist und das Aufstehen zur seelischen Mammutaufgabe wird? Wenn das Gefühl der Erschöpfung gar nicht mehr verschwindet und der Job nur noch nervt? 

Was seit vielen Jahren in unserer Arbeitswelt allgegenwärtig und für eine  Vielzahl an Arbeitsausfällen verantwortlich ist und gesamtwirtschaftlich  gesehen für große Verluste sorgt, wurde in seiner Brisanz bisher vielfach unterschätzt. Mittlerweile gibt es gesicherte Zahlen, die deutlich machen, Burnout ist nicht nur eine “Modeerscheinung”. Die Häufigkeit der Diagnose Burnout hat in den letzten Jahren so stark zugenommen, dass die WHO jetzt ganz aktuell reagiert hat. Das Syndrom wurde in den Katalog der weltweiten Gesundheitsstörungen aufgenommen und endlich als Krankheit definiert, die hervorgerufen wird durch “chronischen Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann”.   

Die vielen Betroffenen werden sicher Erleichterung verspüren, denn diese Anerkennung setzt ein deutliches Zeichen und eröffnet der Medizin viele, weitere Behandlungsmöglichkeiten. 

Aber was auf dem Papier steht, braucht auch Auswirkungen in der Praxis. Ich muss mir bewusst sein, wie jede Krankheit kann mich auch Burnout treffen. Die Behandlung von Burnout ist schwierig, der Heilungsprozess langwierig. Die Prophylaxe ist wie häufig ein probates Mittel, die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung zu minimieren. Da bin ich gefordert. Sicher ist auch mein Arbeitgeber in der Pflicht, aber in erster Linie bin ich selbst für mich verantwortlich. Schon bevor sich erste Symptome bemerkbar machen, heißt es zu agieren.  Das setzt voraus, dass ich mich wahrnehme und immer wieder hinterfrage, regelmäßig meinen Standort bestimme und ehrlich für mich bewerte, immer wieder meine Ziele überprüfe und gegebenenfalls neu formuliere. Aktive Psychohygiene zu betreiben bedeutet, mit Achtsamkeit den Berufsalltag stressfrei zu bewältigen. 

Wem dies gelingt, der kann für seine Aufgaben im Alltag brennen, ohne davon verzehrt zu werden.  Dem gelingt es, zu einem möglichen “Stressfeuer” ein Gegenfeuer zu entfachen und damit erfolgreich einen Großbrand zu verhindern.